Früher wurde angenommen, dass ein gutes Alphatier immer und überall den Ton angeben muss. Er hat mit körperlicher Dominanz und ggf. auch aggressivem Verhalten jedem Mitglied seines Rudels zu sagen, was er zu tun hat und entscheidet selbst, was das Beste für jedes Individuum und die Gruppe ist. Wenn man einmal kurz darüber nachdenkt, was das in der freien Wildbahn bedeutet, dann kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass ein Leitwolf NIEMALS umsetzen kann, was das Beste für jeden Einzelnen und seine Gruppe ist und dass er niemals jede Situation, die die Natur ihm so stellt, alleine zum Besten aller lösen kann.
Ein einfaches Beispiel dafür ist, dass ein Rudelführer sich stets um die Sicherheit des Rudels kümmern muss. Er hält also meistens Wache. Er könnte nicht gleichzeitig nach dem Wohl von Welpen oder Jungwölfen schauen. Dafür sind andere kompetente Wölfe im Rudel zuständig. Klappt es dort nicht, ist er zur Stelle.
In Studien und bei wissenschaftlichen Beobachtungen von Wolfsrudeln wurde schnell klar, dass der Leitwolf oder das sogenannte Alphatier nicht der Tonangeber ist, sondern der, der den kühlsten Kopf und die Übersicht im Rudel bewahrt, Streit schlichtet, wo geschlichtet werden muss und stets für die Sicherheit und das Überleben seines Rudels verantwortlich ist. Er leitet die Tiere nur so weit, wie es nötig ist und respektiert Entscheidungen anderer, wenn diese zum Wohl des Einzelnen oder des Rudels beitragen.
Was heißt das für uns Hundebesitzer?
Wir sollen den Hund nicht dazu zwingen alle für den Hund unangenehmen Situationen auszuhalten, nur weil ich als Besitzer oder auch andere Menschen aus der Umgebung das von dem Hund erwarten („da muss der Hund jetzt kurz durch!“). Genauso wenig sollte der Hund völlig frei und ohne leitenden Rahmen Entscheidungen treffen, die ihn unter Umständen in gefährliche oder für die Menschenwelt unpassende Situationen bringt.
Deshalb ist es wichtig seinen Hund gut zu beobachten und zu ergründen, was seinem Hund gut tut, was er fürchtet oder was ihm Unbehagen bereitet. Wenn man das erkennt, kann man ihn vor manchen Situationen schützen und ihm in anderen Situationen beibringen, wie er ihnen- mit für den Menschen akzeptablem Verhalten- entspannt begegnen kann.
Genauso wichtig ist es, für den Menschen inakzeptables Verhalten zu verhindern, indem man den Hund anleitet, wie es richtig geht. So erntet man den verdienten Respekt des Hundes und erlebt eine wunderbare Hund-Mensch-Beziehung.